Mittwoch, 9. April 2014

#129 - Ya un año

Heute vor genau einem Jahr habe ich mich bei InterKultur beworben.
Ich kann das gar nicht glauben! Schon ein Jahr ist das ganze her. Ich habe mich damals nach Monaten der Unentschiedenheit im April endlich für ein Auslandshalbjahr entschieden, das im Vorbeigehen meinen Eltern erzählt und mich angemeldet. Dafür, dass ich so lange für die Entscheidung gebraucht habe, ging es danach relativ schnell weiter - immerhin hatte ich knapp zwei Monate später schon meine Gastfamilie.
Damals wusste ich eigentlich noch gar nichts.
Nicht, wie man einen spanischen Satz bildet, geschweige denn überhaupt "Ich heiße Katharina" sagt.
Nicht, wie es ist, seiner Familie und seinen Freunden für mehr als vier Monate "Auf Wiedersehen" zu sagen.
Nicht, wie es ist, überhaupt nichts zu verstehen.
Nicht, wie es ist, "die Neue" in der Klasse zu sein.
Nicht, wie es ist, bei einer eigentlich völlig fremden Familie zu wohnen.
Nicht, wie es ist, sich völlig anpassen zu müssen, weil du fremd bist.
Nicht, wie es ist, ganz alleine zu sein.
Nicht, wie es ist, den ganzen Tag zu weinen.
Nicht, wie man sich über jeden noch so kleinen Schritt freuen kann wie ein kleines Kind.
Nicht, wie man auf einmal (naja, nach drei Monaten) eine Sprache verstehen kann.
Nicht, wie es ist, ein neues Leben aufzubauen.
Nicht, wie es ist, seinen neuen Freunden nach so einer kurzen Zeit wieder "Tschüss" zu sagen.
Nicht, welche Wirkung Wörter wie "Ich bin stolz auf dich" haben können.
Nicht, wie sehr man kleine, anscheinend unwichtige, Dinge vermissen kann.
Nicht, wie es ist, stolz auf sich zu sein und auf die Meinungen von anderen zu sch*****.
Nicht, wie man mit Geld umgeht. (d.h., ich dachte immer, ich könnte es)
Nicht, wie man einen Online-CheckIn macht und wie alles am Flughafen abläuft.
Nicht, wie es ist, aus dem Flugzeug zu schauen und nur Wolken zu sehen.
Nicht, wie es ist, nach so langer Zeit nachhause zu kommen, wo doch alles so gleich und noch so anders ist.
Nicht, wie es ist, wenn deine Freunde plötzlich in zwei Gruppen aufgeteilt sind und du eigentlich zu keiner von beiden richtig dazugehörst.
Nicht, wie es ist, Angst zu haben, dass man etwas von dem Erlebten vergisst.
Nichts.
 
Das alles habe ich inzwischen gelernt und ich bin so froh, die Entscheidung ins Ausland zu gehen, getroffen zu haben. Vielleicht hätte ich nicht nach Spanien gehen sollen, dann hätte ich es einfacher gehabt. Aber ich glaube, genau das hat mich stark gemacht. Und außerdem hätte ich nicht Madrid kennen und lieben gelernt und nicht meine supertollen Freunde kennengelernt, mit denen ich immer noch Kontakt habe und hoffe, dass ich sie ganz bald besuchen kann.
 
♥Katharina
 

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